Wörterbuch der Soziologie?

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Zur Orientierung beim Einstieg in ein Thema verschaffe ich mir gerne einen Überblick über den gesamten Komplex. Dies hilft mir dabei schon am Anfang Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden und somit Zeit zu sparen. Einen schönen kompakten Einstieg zum Thema Thomas Theorem bietet Hartmut Esser in seinen speziellen Grundlagen der Soziologie.

In der Soziologie sind Begriffe oft mehrfach belegt oder haben in verschiedenen Kontext eine unterschiedliche Bedeutung. Auch aus diesem Grund ist es wichtig sich klar zu machen wo man sich bewegt. Esser unterscheidet beim Thomas-Theorem in sechs verschiedene Lesarten, wobei jede davon als Schritt im Handlungsablauf betrachtet werden kann. Er selbst versucht damit den Einstieg zu verschiedenen grundlegenden Konzepten der Handlungstheorie zu geben. Diese sind teilweise weit von dem entfernt, was W.I. Thomas mit seinem Theorem beschreiben hat. Gerade die Metapher der „Rahmung der Situation“ erscheint mir aufgrund der suggerierten Starrheit etwas verquer und unpräzise. Die Verdeutlichung der Konzepte von Subjektivität und Reduktion von Komplexität ist für den Fokus meiner Arbeit ein wichtiger Wegweiser. Die Unterscheidung in innere und äußere Bedingungen als Grundlagen des Handelns präzisieren weiterhin die Grundlagen des Handelns. Diese Dualität findet sich bei Thomas in dem Paar von Values und die darauf bezogenen Attitudes. Der Bezug darauf fehlt zwar bei Esser, ist jedoch offensichtlich. Die vorgenommene Definition einer Situation führt dazu, dass Menschen in verschiedenen Situationen wirklich anders sind. Gerade dieses „wirklich anders“ erscheint mir momentan als ein Schlüsselelement der verstehenden Soziologie und birgt weitreichende Konsequenzen.

Wie bereits angedeutet handelt es sich bei der Definition der Situation um einen permanent laufenden Prozess ohne Anfang und Ende. Der soziale Aspekt wird in Anbetracht dessen deutlich, da die Deutungen durch andere Handelnde stets beeinflusst wird. In diesem immer währenden Vorgang ordnet sich der durch das Thomas-Theorem beschriebene Schritt nach Esser dort ein, wo die Situationsdefinition Anstoß für eine Handlung ist. In dem Moment ist die subjektive Wirklichkeit die Realität des Handelnden.

Dies wird auch deutlich, wenn man den Originalkontext des Theorems betrachtet. Damit wurde das Verhalten eines Mörders erklärt, welcher die Selbstgespräche anderer Personen fehlinterpretierte und dachte, diese würden ihn verfluchen. Soziales Handeln lässt sich folglich nur in Wechselwirkung zwischen Subjekten und deren subjektiver Realität erklären. Objektiv soziale Tatsachen, hier der Mord an den unschuldigen Passanten, werden so erklärbar.

 

 

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