Paech III – Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Lesedauer: 2 Minuten

Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Bisher wurde Niko Paech und seine Kritik an alternativen Nachhaltigkeitsideen vorgestellt. Nun wenden wir uns den Grundzügen der von ihm entwickelten Lösung des Nachhaltigkeitsproblems zu.

Bedarfssubstitution

In unserer gegenwärtigen Situation einer überfüllten Welt und eines überfüllten Lebens könnte Verzicht als Befreiung vom Überfluss begriffen werden und wie ein Selbstschutz wirken. Zwei Arten von Verzicht – also Suffizienz – werden von Paech unterschieden.

Zum einen kann vollständig auf etwas verzichtet werden oder das quantitative Ausmaß an Konsumaktivitäten reduziert werden. Das bedeutet: Reduktion durch Verzicht. Zum anderen kann aber auch auf eine modifizierte Bedarfsausformung zurückgegriffen werden. Die Folge wäre, dass nicht auf die Befriedigung von Bedürfnissen verzichtet werden muss, sondern nur auf andere Mittel zurückgegriffen würde.

Da reiner Verzicht als Handlungsoption eine geringe Attraktivität besitzt muss nach Lösungen gesucht werden, welche sich an der zweiten Variante orientieren. Paech identifiziert für diesen Weg drei mögliche Felder in welchen Handlungsbedarf besteht.

Nutzungssysteme können optimiert werden. Dabei steht die Regulierung des Konsumgüterbesitzes im Mittelpunkt. Das verstärkte ausweichen auf Gebrauchtgüterhandel wäre die logische Alternative.

Mobilitätsbedarfe können gemäßigt werden. Dies gilt sowohl für Menschen, als auch für Güter. So wäre die Wiederentdeckung der Region, genauso wie regionalisierte Produktionskreisläufe, ein Mittel zur Reduktion von Umweltschäden.

Der Erhalt von bereits Vorhandenem stellt das dritte Handlungsfeld dar. Durch Bestandspflege sollen bereits bestehende Güter erhalten oder aufgewertet werden, anstatt neue Güter nachzufragen.

Die Wachstumsfrage bleibt auf der Tagesordnung

Wie im Laufe der letzten Artikel beschrieben wurde können Konsistenz- und Dematerialisierungsstrategien keine Lösung für ungebremstes Wirtschaftswachstum sein. Die Vielzahl an Rebound-Effekten und die Schaffung neuer additiver Stoffströme machen dies nach Paech unmöglich.

Manche Probleme lassen sich nur durch Vermeidung beheben. Somit muss ein kultureller Wandel in Gang gesetzt werden, welcher die Idee der Bedarfssubstitution stärkt. Konsistenz, Effizienz und Suffizienz müssen für diesen Ansatz kombiniert werden.

Das Wachstumsparadigma erlaubt kein Denken in Richtung Verzicht, im Sinne von unterlassenem Konsum. Selbst falls das Problem der Quellen und Senken gelöst werden könnte, bleibt immer noch eine steigende materielle Überfüllung des Planeten.

Paech erwartet nicht, dass diese Lösungsstrategien aus freiem Willen und Vernunft zum tragen kommen. Viel eher wird ein „Zeitalter der Knappheit“ die Notwendigkeit dazu schaffen. Ein zukünftiger Mangel an Natur, Ressourcen und Wasser wird den nötigen gesellschaftlichen Druck ausüben. Die Folgen des Wachstums können nur durch grundsätzliches Infragestellen dessen behoben werden.

Zukünftige Konzepte müssen sich somit zwangsläufig der Wachstumsfrage stellen.

Im nächsten Artikel werden die von Paech beschriebenen konkreten Schritte vorgestellt.

 

Die Inhalte beziehen sich auf das von Niko Paech verfasste Kapitel Vom vermeintlich nachhaltigen Wachstum zur Postwachstumsökonomie, welches in dem Sammelband Ausgewachsen! im Rahmen eines Projekts von ATTAC herausgegeben wurde. Das gesamte Buch steht hier gratis zum download bereit.

Die Inhalte beziehen sich auf den von Niko Paech verfassten Beitrag Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt? in der 6. Ausgabe 2005 der Zeitschrift Natur und Kultur, welcher hier zum Download bereit steht.

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