Paech I – Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Lesedauer: 2 Minuten

Hat sich die Wachstumsfrage erledigt?

Niko Paech, der gegenwärtig eine Professur an der Universität Oldenburg innehat, ist einer der bekanntesten Fürsprecher der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum.

Durch zahlreiche Publikationen, Auftritte bei öffentlichen Diskussionen und die Präsenz in den Medien ist seine Bekanntheit weit über das wissenschaftliche Fachpublikum hinaus gestiegen. Als einflussreichstes Werk kann das 2012 erschienene Buch Befreiung vom Überfluss* genannt werden. Darin wird auch der Begriff der Postwachstumsökonomie geprägt.

Niko Paech ist also ein Autor, der bei der Besprechung der Postwachstumstheorie auf keinen Fall fehlen darf. Ebenso wird hiermit der Reigen der Vertreter einer strikten Wachstumskritik eröffnet.

 

Die Idee seiner Postwachstumsökonomie stellt Paech in diesem 20-Minütigen Video in aller Kürze vor:

 

Ausgewachsen!

Die grundlegenden Thesen, welche Niko Paech vertritt, werden in der Einleitung des Sammelbandes Ausgewachsen! erläutert, weshalb ich diese hier wiedergeben werde. Dies hilft außerdem dabei die zugrundeliegende Perspektive des Beitrags von Paech zu verstehen und einige wichtige Begriffe einzuführen.

Die zu Grunde liegende Frage ist, ob die Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch durch ökologische Konsistenz und Dematerialisierung möglich ist.

Konsistenz steht dabei für ökonomische Prozesse die als abgeschlossene Kreisläufe funktionieren. Das bedeutet, dass keine Abfälle anfallen. Dematerialisierung dagegen beschreibt die Reduzierung des Ressourcenaufwands zum Erreichen eines bestimmten Resultats.

Die Autoren bewerten diese Ansätze als nicht Zielführend, da dadurch zum einen weiteres Wirtschaftswachstum ökologisch nicht entschärft wird und zum anderen ein kultureller Wandel in Richtung Suffizienz verhindert wird.

In eine ähnliche Richtung argumentiert auch Paech in dem Beitrag, auf welchen ich mich im Folgenden und auch in den nächsten beiden Artikeln beziehen werde.

Vom vermeintlich nachhaltigen Wachstum zur Postwachstumsökonomie

Im Ersten Teil des Beitrags wird Kritik an die nachhaltigkeitsorientierten Wachstumsvertreter gerichtet. Dabei ist Hauptangriffspunkt, dass Wachstum immer noch als unangefochtenes Paradigma gilt.

Die Idee des qualitativen Wachstums von Binswanger  postuliert zwar, das Wachstum unabhängig von Naturverbrauch  durch technologische Umorientierung existieren kann, dies ist jedoch bis heute nicht eingetreten.

Der Einbezug der Natur in das Preissystem und die damit verbundene doppelten Dividende – also Umweltschutz durch Steuern und die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch investierte Steuern – kann sich unter Umständen selbst aufheben. So kann es zu einer  Mehrproduktion durch mehr Arbeitsplätze führen und damit zu mehr Umweltbelastung.

Ökologische Konsistenz (Ökoeffektivität) und Dematerialisierung (Ökoeffizienz) versprechen also Lösungsmodelle innerhalb des Wachstumsparadigmas. Es wird suggeriert, die Befriedigung von Konsumansprüchen würde ohne ökologische Schädigung gelingen können. Beide Ansätze würden die Frage nach dem „Warum?“ des Wachstums unbeantwortet lassen.

Im nächsten Beitrag widmen wir uns der Kritik, welche Paech an weitere Vertreter eines nachhaltigen Wachstums richtet.

 

Die Inhalte beziehen sich auf das von Niko Paech verfasste Kapitel Vom vermeintlich nachhaltigen Wachstum zur Postwachstumsökonomie, welches in dem Sammelband Ausgewachsen! im Rahmen eines Projekts von ATTAC herausgegeben wurde. Das gesamte Buch steht hier gratis zum download bereit.

Die Inhalte beziehen sich auf den von Niko Paech verfassten Beitrag Nachhaltigkeit zwischen ökologischer Konsistenz und Dematerialisierung: Hat sich die Wachstumsfrage erledigt? in der 6. Ausgabe 2005 der Zeitschrift Natur und Kultur, welcher hier zum Download bereit steht.

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